:: nachgehakt :: digging deeper ::

Manchmal vergisst man, dass es in der Politik um Menschen geht.

Dienstag, November 07, 2006

Die Melodie der Linken - Unplugged

Immerhin kommt jetzt die wahre Motivation der Linken an's Licht - Egoismus:
Wäre Saddam noch an der Macht, hätte er das beendet. Iraks Dissidenten würden einen Preis bezahlen, aber der Rest von uns wäre sehr viel besser dran.

Liebe Irakis, seid nicht verletzt, denn Ihr seid nicht alleine. Cox will auch die Russen zurück in die Tyrannei schicken. Damit er in seiner öden britischen Freiheit inspiriert wird:
Unter Tyrannei zu leben mag nicht ideal sein, aber es ist nicht unmöglich. In der Sowjetunion nahm das Leben seinen eigenen Charakter an, in dem der humane Geist es fertigbrachte, trotz der politischen Einschränkungen aufzublühen. Die Literatur, die unter diesen Bedingungen entstand kann uns heute noch inspirieren.

Anstelle weiterer Kommentierung unterschreibe ich Alla's Aussage:

So, Ihr netten Linken, die Ihr so um Humanität besorgt seid und meint, dass Diktatur und Tyrannei gar nicht so schlimm sind. Dieser Artikel ist deshalb so interessant, weil er die Auffassung von vielen ausdrückt, die wie dieses Individuum sind. Lest es, meine Freunde, und fragt Euch, wie tief unsere "humanitären" Liberalen und Linken gesunken sind. Ich werde nichts weiter sagen.

Das erinnert mich an meine To-Do-Liste, ich wollte noch in der Geschichte wühlen um klarzustellen, dass diese Leute kein Recht haben, sich als Liberale zu bezeichnen.

Montag, November 06, 2006

Gegenüber Deutschland und Frankreich sind ja die USA im Hinblick auf den Irak richtig harmlos...

Im Kommentarbereich von IraqPundit meldet sich exil-iraqi zu Wort.

IraqPundit solle froh sein, nicht als Iraker in Deutschland zu leben, es sei die Hölle auf Erden. Sie wiederholen fast schon die Propaganda der Baathisten: "Mit Saddam war alles fein und gut, kein Töten, nur Friede, Freude, Eierkuchen."
Er verweist auf den Blog Medienkritik, der sich in exzellenter Weise mit den deutschen Medien auseinandersetze und einige lesenswerte Artikel zum Irak habe.

Auf jeden Fall sollten die Irakis nicht vergessen, was Deutschland ihnen intern und extern angetan hat. Karl May (nicht Marx!!;)) habe einen starken Einfluss auf das Denken der Deutschen über den Irak gehabt.

Dann wechselt er in's Deutsche:
@ an die lieben leute aus Doitschland

ist ja teilweise wirklich traurig, was hier in Deutschland über den Irak geschrieben wird. Guck mal die focus-homepage an.

Das ist ja an Menschenverachtung und Fanatismus nicht einmal von Ben Laden zu überbieten
Auf meine Nachfrage erläutert er seine Position:
In allen Ehren, eine Meinung gegen den Strom wird auch hier mitgerissen.

Ich weiß ja auch, daß viele anständige Leute nicht so denken, aber die Medienmacher und der Mördergeselle Schröder, der sich damit rühmt, seine Wiederwahl auf Grundlage einer menschenverachtenden Diktatur gewonnen zu haben.

Wenn die Deutschen Saddam so gern haben, können wir ja tauschen: Saddam gegen Schröder.

Und was hiermit gemeint ist: Iraqis shouldn't forget what Germany did to them, internally and externally.

Ganz einfach: 1. Abruch aller diplomatischen Beziehungen. 2. Festnahme ( auch à la Eichmann) aller Verantwortlichen, die sich direkt und indirekt, mittelbar und unmittelbar gegen den Irak gehandelt haben (z.B. Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte in den 80, Verkauf von Militärgütern und Giftgas, Verharmlosung der Verbrechen Saddam's wie in vielen deutschen Zeitungen etc.)

Der Irak sollte zu Deutschland und Frankreich kein normales Verhältnis haben.

Gegenüber Deutschland und Frankreich sind ja die USA im Hinblick auf den Irak richtig harmlos.
Ich kann ihm nicht widersprechen. Für ein besonders krasses Beispiel für das verquere Irak-Bild verlinkt exil iraqi nach Radio Vatikan. Ich erlaube mir eine kleine Abänderung, der Originaltext kann im Link nachgelesen werden:
Die Religionen in Deutschland können in der derzeitigen Situation nur friedlich zusammenleben, wenn es einen Machthaber im Stile des Ex-Diktators Adolf Hitler gäbe. Das sagte der Leiter der Arbeitsstelle der deutschen Bischofskonferenz für christlich-jüdische Angelegenheiten, Peter Hünseler, jetzt dem Kölner domradio.

Wörtlich sagte Hünseler: „So traurig es ist, aber es scheint im Moment nur eines möglich zu sein: dass sich wieder ein starker Mann aufschwingt, der die Möglichkeit besitzt, mit Gewalt die auseinanderstrebenden Kräfte im Lande zu unterdrücken - wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Also im Prinzip so etwas, wie wir es unter Adolf Hitler gehabt haben. Eine andere Möglichkeit – etwa einen Weg zur Demokratie – halte ich für völlig ausgeschlossen.“

Hünseler äußerte sich auch zur Judenverfolgung in Deutschland. Juden seien derzeit Sündenböcke, die für die umstrittene israelische Außenpolitik hinhalten müssen. Entführungen und Anschläge gegen Juden seien deshalb an der Tagesordnung. Viele deutsche Juden fliehen mittlerweile nach Israel oder in die USA. Unter Adolf Hitler sei das Zusammenleben von Juden und Deutschen gut möglich gewesen. Dort habe die Religion eine untergeordnete Rolle gespielt, da die Ausrichtung primär auf die deutsche Identität gerichtet war. (domradio 18.10.06 sk)
Tja, Herr Hünseler, jetzt behalten Sie bitte die Nerven. Auf die Idee brachten Sie mich mit Ihrer Formulierung: "Also im Prinzip so etwas, wie wir es unter Saddam Hussein gehabt haben." Bitte, wer ist hier wir?

Ein kurzer Blick durch google offenbart, dass Hünseler elf Jahre lang für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung im Nahen Osten gearbeitet hat. Er ist Theologe und Islamwissenschaftler. Dem Islam bescheinigt er einen "verordneten geistigen Stillstand".

Im Irak hat er nicht gelebt - scheint, als ob seine Haltung sich nicht besonders um Iraker kümmert, sondern allgemein mit seiner Auffassung zum Islam zusammenhängt. Ob die Bischofskonferenz sich mit diesem Mitarbeiter einen Gefallen tut? Ich habe meine heftigen Zweifel.

Samstag, Oktober 28, 2006

Sektiererische Gewalt - hausgemacht irakisch?

Während Analysen und Kommentare in westlichen Medien von der sogenannten irakischen sektiererischen Gewalt dominiert werden, sind Irakis selbst geschockt über ein Phänomen, von dem sie schwören, ihm bis zur Invasion nicht begegnet zu sein.

Diese Woche feiern Muslime das dreitägige Fest des Fastenbrechens, Eid. Wie die Christen sich "Frohe Ostern" wünschen, wünscht man zu diesem Anlass "Fröhlichen Eid". Der genaue Termin von Eid hängt davon ab, wann die Neumondsichel gesichtet wird. Deshalb kann der Tag in den muslimischen Ländern variieren, im Iran begann er am Sonntag, in Libanon, Türkei, Jemen, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait und Kathar am Montag.

Neurotische Irakische Ehefrau beschreibt, wie das neue religiöse Bewusstsein sogar den eigentlich Frohen Eid in einen unfrohen verwandelt (meine Anmerkungen in Pink):
Das Büro war heute wegen der Eid-Ferien bis auf ein paar Leute völlig verlassen. Ich sah eine meiner Kolleginnen und wünschte ihr "Frohes Eid". Sie schaute mich verächtlich an und sagte: "Mein Eid ist morgen, ich faste noch." Hmm, sagte ich, gut, also dann Frohes Eid im Voraus. Ein paar Minuten später traf ich zufällig auf einen der Mechaniker. Ich lächelte fröhlich und sagte "Frohes Eid für Dich". 'Es ist nicht UNSER Eid heute, es ist das Eid der "Wahabbis" (eine sehr respektvolle Bezeichung für Sunniten, ich meine ich weiß nicht warum wir nicht zivil miteinander umgehen) , fauchte er. Unseres ist morgen. OMG (das ist eine der bevorzugten Ausrufe der neurotischen irakischen Hausfrau, es ist so schön, weil wir die Abkürzungen im Deutschen beibehalten können) dachte ich mir. Vielleicht ist es besser, wenn ich Eid nicht einmal mehr gegenüber irgendjemandem erwähne. Ich wurde wirklich vorsichtig. Wannimmer ich jemanden sah fragte ich, anstatt Frohen Eid zu wünschen: "Feierst Du Eid HEUTE oder MORGEN?" Wenn die Antwort heute ist, wünsche ich ihnen einen frohen, wenn die Antowrt morgen ist, sage ich oh ok, dann frohen Eid im Voraus.

Ich meine es wurde ein so sensibles Thema, dass ich mich nicht mal mehr danach fühle, es irgendjemandem zu sagen, um ja niemanden zu verletzen. Sprich die Leute sind wirklich verspannt. Das ist doch albern. Wir leben im selben Land, betrachten denselben Himmel, atmen dieselbe Luft, und doch sehen wir den Mond anders. Wie das möglich ist - ich habe keine Ahnung. Warum können wir nicht einmal, nur einmal über eine Sache einig sein. Wir hatten nie so eine Animosität zwischen uns bis jetzt. Die meisten meiner Familie sind über die religiöse Zugehörigkeit hinweg verheiratet und ich kenne viele viele viele, die auch so sind. (sie selbst ist als Schiitin mit einem Sunniten verheiratet) Und jetzt höre ich Geschichten von Männern, die sich nach 20 oder 30 Jahren Ehe von ihren Frauen scheiden lassen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer anderen Sekte. Und meistens ist es nicht der Wunsch des Mannes oder der Frau, sondern es wurde ihnen durch die Familie oder den Stamm aufgezwungen. Wowwwwww... Anstatt ein fortschrittlicheres Land zu werden, sind wir eines geworden, das schlimmer ist als in der Jahiliya Ära. Das pre-islamische Alter der Ignoranz, gekennzeichnet durch Barbarei und Unglauben.
Mixmax liefert plausible Gründe, warum die aktuelle sektiererische Gewalt nicht aus Iraks Vergangenheit hergeleitet werden kann:
Manche bringen die Auffassung zur Sprache, dass die Schiiten im Irak jahrelang von Saddam unterdrückt worden sind und dies einer der Gründe für die Gewalt sei, die im täglichen Leben Iraks stattfindet. Ich bin mit dieser Meinung nicht einverstanden, denn:
Erstens wurde vielen klar - sogar die Medien zeigen dies vermehrt in ihren Berichten und Nachrichten - dass die Gewalt von zwei Gruppierungen verursacht wird: eine Gruppe strebt nach politischen Vorteilen und missbraucht den Namen bestimmter religiösen Gruppen für diesen Zweck. Die zweite Gruppe besteht aus Dieben, Mördern und anderen Verlierern, die auf finanzielle Vorteile aus sind. Es könnte sich auch um ein politisches Manöver handeln, aber Muqtada al Sadr selbst schickte seinen Milizen in Amara einen Brief, in dem er sie aufforderte, aufzuhören, "sonst wird Al Sadr Euch alle ablehnen". Das hat das Blutvergießen von Anfang an nicht verhindert.

Auf der anderen Seite zeigten alle Medien vor ein paar Tagen - letzten Mittwoch - eine pro-Quaida-Gruppierung aus Ramadi bei einer trotzig protzigen Art von Parade im westlichen Teil der Stadt. Sie fuhren ungehindert
am hellichten Tag mit ihren Autos und Motorrädern, bewaffnet, mit schwarz-weißen Masken und ihren Slogans.

Manche Medienquellen betitelten diese Machtdemonstration mit "Sunni Kämpfer übernehmen die Macht in Ramadi". Ich fragte mich jedoch, ob die ganze Affäre der Aufstände in Amara durch die schiitische Al-Madhi-Milizen nicht einfach eine Antwort von Al Sadr auf die sunnitische Gruppe in Ramadi war und nicht nur um einen lokalen entführten Anführer ging!!

Zweitens hat Saddam nicht nur Schiiten unterdrückt. Saddam wird nicht als Sunni wahrgenommen, wie manche es meinen, oder dass er dem sunnitischen Islam gegenüber loyal ist! Tatsächlich hat sich Saddam keinen Funken darum geschert, ob jemand Sunnit oder Schiit ist oder gar an den Teufel glaubt: das entscheidende Ziel war jeden zu eliminieren, der davon träumte, gegen irgendetwas aufzubegehren, das mit dem Regime zusammenhing. Saddam hat seine eigene "Sekte", seine eigene "soziale Gruppe" geschaffen. Ja, eine mutierende soziale Gruppe innerhalb der irakischen Gemeinschaft. Zurück zu Saddams geschaffener sozialen Gruppe: diese Gruppe wurde das effiziente Werkzeug um zwei Dinge zu implementieren: Angst vor dem Regime und Misstrauen unter der Bevölkerung. Das traf Menschen aus allen Bereichen, aus allen Religionen.
Das Irakische Verwirrte Kollege Kid ist alles andere als verwirrt und beschreibt mit seinen talentierten Worten wie Religion für politische Zwecke missbraucht wird:
Al Quaida ist wertlos ohne ihre strategischen Alliierten, die Baathisten, die einen islamischeren Schleier aufgesetzt haben, um sich den Zeiten anzupassen und uns alle in dieses sektiererische Lollapalooza zu stürzen.
Ein seltsames Schauspiel bietet sich in Mirajs Kommentarbereich . Craig, ein Amerikaner, vermutet, dass viele irakische blogger Sunniten sind und nur behaupten, von gemischter Herkunft zu sein. Sie antwortet ihm:
Das letzte was ich tun werde ist einem Amerikaner beweisen, was meine Religion ist. Es ist nicht mein Problem, dass Du mir nicht glaubst und es ist ziemlich beschämend, dass Ihr Amerikaner mit der Wahrheit nicht umgehen könnt.
Diese Unterschiede, so fühlen wir hier im Irak, wurden durch die Invasion und die Medien gemacht. Ich bin an erster Stelle Iraki, dann Muslim und ich bin Muslim trotz alledem. Das gefällt Dir nicht? Dann musst Du andere Dinge finden, um ein Volk mit eigenem reichen Land zu auseinander zu dividieren.
Wenn Du meinen Beitrag sorgfältig liest, wirst Du herausfinden, dass ich nicht nur gegen schiitische Milizen bin, sondern auch gegen die der Baathisten. Ich bin gegen jede Art von Gruppierung, die gegen ihr Volk kämpft, ob sunnitisch oder schiitisch.
Und weiter:
Ich wurde nicht aufgezogen um Unterschiede zwischen Schiiten und Sunniten wahrzunehmen. Wir haben Familienmitglieder auf beiden Seiten, deshalb würde sich auf eine Seite stellen bedeuten, dass ich mich entweder gegen meine Mutter oder gegen meinen Vater entscheide.
Sie vermutet, dass Craig in dieser sektiererischen Gewalt ein Argument sucht, um Amerikas Fehler zu verdecken und bittet ihn, ihren blog zu verlassen.